Finanziert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Interreg Italien-Österreich V-A 2014-2020
9. Militärvitrine
Begeben Sie sich nun in den 1. Stock zur Militärvitrine auf der linken Seite. Hier sehen Sie verschiedene Heeresschreibmaschinen, Fernmeldegeräte sowie Chiffriergeräte aus dem 2. Weltkrieg. Im Zentrum sind 2 Maschinen ausgestellt, die auf tragische Weise den Krieg beeinflusst haben. Es handelt sich um 2 Exemplare der Chiffriermaschine Enigma, die von der deutschen Wehrmacht verwendet wurde, um geheime Funksprüche zu verschlüsseln. Äußerlich einer Schreibmaschine ähnlich, konnte man mit dieser Maschine nicht schreiben, sondern Texte und Buchstaben in Codes umwandeln. Beim Niederdrücken eines zu verschlüsselnden Buchstabens leuchtete der entsprechende Codebuchstabe im Lampenfeld hinter der Tastatur auf. Codiert wurde der Text durch mehrere in sich verstellbare Walzen und Steckerverbindungen. Bei jedem zu verschlüsselnden Text wurde die Stellung der Walzen zueinander verändert, sodass sich eine Verwürfelungsquote von einer Milliarde Millionen ergab. Trotz dieser scheinbaren Sicherheit ist der Code der Enigma geknackt worden!
Bereits in den frühen 30er Jahren gelang es 3 begabten polnischen Mathematikstudenten in den Schlüsselkreis der Enigma einzubrechen. Kurz vor Ausbruch des Krieges sahen sich Rejewski, Rozycki und Zygalski gezwungen, die Engländer und die Franzosen in ihr Geheimnis einzuweihen. Gleich nach Kriegsausbruch flüchteten die 3 Kryptoanalytiker nach Frankreich, um dort ihre Arbeit fortzusetzen. Eine der wohl aufwendigsten und bedeutsamsten Spionageoperationen aller Zeiten mit dem Ziel, hinter den Code der Enigma zu kommen, wurde ab 1939 in der Nähe von London begonnen. In Bletchley Park, einem alten viktorianischen Ansitz im Buckinghamshire, zwischen den Städten Oxford und Cambridge, sollten unter strengster Geheimhaltung hunderte, gegen Ende des Krieges über 9000 Menschen daran arbeiten, die geheimen Funksprüche der Enigma zu entziffern. Die genialsten Mathematiker Englands, der britische Schachmeister... - dies waren nur einige der Akademiker von Cambridge und Oxford, die für die Arbeit in Bletchley rekrutiert wurden. Alan Turing war sicher eine der schillerndsten unter den vielen exzentrischen Persönlichkeiten von Bletchley Park, die im Wettlauf mit der Zeit das Geheimnis der Enigma lüfteten. Möglich wurde dies mit der Hilfe von elektrischen Maschinen, die sämtliche Verschlüsselungsmöglichkeiten in kurzer Zeit durchprobieren konnten. Die Bombas, wie diese Maschinen genannt wurden, kamen schon bei den Polen zum Einsatz und wurden von Turing später verbessert. Turing hat bereits in den 30er Jahren in seiner Diplomarbeit die theoretischen Funktionen eines Computers beschrieben. Später wurden diese teilweise im Colossus realisiert, einem programmierbaren Rechner, der eigens dafür gebaut wurde, die von Hitler persönlich verwendete Chiffriermaschine, die Lorenzmaschine, zu entschlüsseln. Zu Lebzeiten hat der geniale Mathematiker Turing kaum Anerkennung für seine Arbeit erfahren. 1952 wurde er wegen Homosexualität verurteilt und hat sich 2 Jahre später das Leben genommen. Lange mussten die Mitarbeiter von Bletchley Park auf öffentliche Anerkennung warten. Es war ihnen strengstens verboten worden, über ihre Arbeit während der Kriegsjahre zu sprechen. Erst in den 70er Jahren, mit der Veröffentlichung von „The Ultra Secret“ von F.W.Winterbotham wurde das Geheimnis gelüftet. Bis die Archive des britischen Geheimdienstes geöffnet wurden, sollten weitere 10 Jahre vergehen. Inzwischen ist das Thema Enigma und Bletchley Park – übrigens heute ein Museum - nicht zuletzt durch zahlreiche Publikationen und Filmberichte aktueller den je. Unter Historikern besteht inzwischen weitgehend die Ansicht, dass die Entschlüsselung der Enigma einen weit größeren Einfluss auf das Kriegsgeschehen hatte als lange Zeit angenommen. Der 2. Weltkrieg soll dadurch um mindestens 2 Jahre verkürzt worden sein.
9. Militärvitrine
Südtiroler Pilotmaßnahme mitfinanziert von der Stiftung Südtiroler Sparkasse